"Perfektomat" KLAENG Records 2014
Der Kölner Bassist und Komponist Joscha Oetz ist nach langjährigen Aufenthalten in Kalifornien und Peru wieder nach Köln zurückgekehrt. Die vorliegende CD reflektiert vor allem seine peruanischen Erfahrungen mit einer kraftvollen rhythmusbetonten Musik in acht Eigenkompositionen. Dazu hat Oetz die in Deutschland lebende Peruanerin Laura Robles am Cajon und den mit allen weltmusikalischen Wassern bestens vertrauten Bodek Janke am Schlagzeug in seine Band gebeten. Gemeinsam schaffen die drei ein Feuerwerk an faszinierenden Rhythmen, die man in Deutschland kaum kennt. In "Perfect Grey" ist das der Festejo-Rhythmus, zu dem Johannes Lauer die Quijada bedient, die aus einem Eselsgebiss besteht. In "Caral" spielt Simon Nabatov, sonst eher als Avantgarde-Pianist bekannt, ein ausdrucksstarkes Solo über dem trägen Lando-Rhythmus. Hier wie auch in einigen weiteren Stücken bringt Saxofonist Niels Klein eine willkommene Coolness in die heiße Musik. "Eastern Presence" ist schließlich eine Verbeugung vor dem gebürtigen Russen Nabatov und vor Janke mit polnischen und russischen Vorfahren, die beide eine verblüffende Affinität zu den peruanischen Rhythmen demonstrieren. Bei allem weltmusikalischen Hintergrund bietet diese CD mitreißenden "Real Jazz" auf höchstem Niveau und ist ein Top-Kandidat für die üblichen Jahresbestenlisten. Hans-Bernd Kittlaus |
Rondo Magazine January 2015 Hippelig und nervös leiten der Kontrabassist Joscha Oetz, der Schlagzeuger Bodek Janke, Laura Robles an Cajon und Bongo und Johannes Lauer mit dem schnarrenden Quijada „Perfect Grey“ ein, bevor sich der Tenorsaxofonist Niels Klein und der Pianist Simon Nabatov sich mit einem knappen Stakkato einfügen: eine impulsive, perkussive Nummer, in der sich Südamerikanisches und die Komplexität im Stil der New Yorker M-Base vermengen. Sorgfältig geprobt ist diese Musik mit ihren vielen rhythmischen Übereinklängen, mit ihren scharfen Breaks, mit Dynamik- und Stimmungswechseln – aber gerade diese Perfektion an Schlüsselstellen ermöglicht andererseits große Freiheiten zur Improvisation, wobei jedes Solo bestens in den Gesamtklang eingebettet ist. Von Salsa-Seligkeit bis zur polyrhythmischen Avantgarde reicht die Gefühlspalette der Kompositionen des Bandleaders, wobei in fünf Titeln eher kantige, zupackende Rhythmuskonzepte dominieren. Drei Titel heben sich davon ab: In den verträumten Tenorsaxofon-Balladen „Caral“ und „El Funambulo“ schwebt Niels Klein mit warmen, herzlichen Klängen über der zurückhaltenden Band und einem dezent perkussiven Rhythmikteppich, und „The Happy Truth“ beginnt mit einer pointilistischen Toncollage, die erst nach drei der fünf Minuten sanft zu pulsieren anfängt, gegen Ende aber wieder ihren kaum gewonnenen Groove verliert. So konsequent wie dieses Quartett hat schon seit längerem keine Formation mehr den akustischen Jazz für sich mit einem eigenen, durchdachten Stil definiert. Werner Stiefele |
WeGotMusic Januar 2015 Der jetzt wieder in Köln lebende Bassist Joscha Oetz, Jahrgang 1971, hat sich mit einem besonderen Projekt in Erinnerung gerufen. "Perfektomat" nennt er es und um es gleich vorweg zu nehmen, diese CD mit der überaus weltoffenen Musik ist die pure Freude. Der Musiker ist weitgereist, verbrachte mehrere Jahre in San Diego (Kalifornien) und noch wichtiger, in Peru. Aus beiden Lebens- und Musikwelten hat er viele Ideen und Erfahrungen geschöpft, die sich in dem Album widerspiegeln. Vor allem die afro-peruanische Musik mit ihren heißen Rhythmen finden sich in dieser Musik. |